Erste Erfahrung mit meinem Freerunner

Schon seit zwei Wochen habe ich ein neues Spielzeug: den Freerunner, das erste echte Linux-Handy. Wobei Handy ein eher despektierlicher Begriff ist. Taschencomputer kommt da schon eher hin. Schliesslich gibt es mittlerweile sogar eine Variante von Debian, welche auf dem Freerunner läuft. Gedacht als Smartphone mit komplett quelloffener Software und schon fast ein Novum, auch mit quelloffener Hardware. Sogar die CAD-Dateien des Gehäuses können herunter geladen werden. Bis auf den GSM-Stack ist alles dokumentiert und frei zugänglich. Somit kann jede(r) Einblick in die Entwicklung haben und sogar selber daran teilnehmen. Diese Offenheit hat aber auch kleine Nachteile. So gibt es bisher keine schnelle USB 2.0 Schnittstelle und auch kein UMTS. Weil diese Techniken nicht offen dokumentiert sind, wurden sie auch nicht eingbaut.

Mein erster Beitrag über das OpenMoko Projekt ist mittlerweile ein Jahre her. Nachdem die erste Version bekannt als GTA01 ausschliesslich an Entwickler ausgeliefert wurde, kann nun jeder die Nachfolgerversion GTA02 bestellen. Das habe ich gemacht und nun liegt es also vor mir, hübsch verpackt in einer schlichten schwarzen Schachtel mit grünem Banderole.

Schnell wurde es ausgepackt und gleich mal angeschaltet. Nach einem noch etwas langen Bootprozess trat die Ernüchterung aber schnell ein, als ich die vorinstallierten Programme begutachtete. Da war nicht viel. Ist ja auch die om-2007.2-Distribution mit welchem der Freerunner ausgeliefert wird und diese Version wird momentan nur noch sporadisch weiterentwickelt. Nun gut, eine andere Distribution musste her. Ich entschied mich für die om-2008.8-Distribution, auch bekannt als ASU. Diese Distribution ist diejenige auf welcher der momentane Fokus liegt. Es gibt aber mittlerweile noch andere Distributionen für den Freerunner. Man hat also die Qual der Wahl. Einziger Wermutstropfen, so gut wie alle Distributionen befinden sich noch in der Entwicklung. Was aber nicht heisst, dass mit dem Freerunner nicht telefoniert werden kann. Grundfunktionen wie telefonieren, Adressen verwalten und SMS schreiben, funktionieren bei allen Distros ganz gut.

So verband ich den Freerunner via USB mit meinem Linux-Rechner mit Internetzugang und konnte dann die Updates installieren. Der Freerunner nutzt eine sogenannte Ethernet-over-USB Verbindung und teil sich den Internetzugang mit dem Computer. Das funktionierte nach anfänglichen Schwierigkeiten problemlos. Meine Erfahrung hat gezeigt und auch die von anderen, dass viele Probleme auf einen nicht vorhanden Eintrag in der resolv.conf Datei zurück zuführen waren. In dieser Datei sollte der Nameserver eingetragen sein; in meinem Fall, mein Wireless-Router. Die Updates vom 2007.2 waren also aufgespielt. Geändert hat sich oberflächlich aber nicht viel. Somit wurde es Zeit mein Freerunner zu flashen. So nennt man den Vorgang zum Aufspielen eines neuen Betriebssystems aufs Smartphone. Das eigentliche flashen wird netterweise von einem nützlichen Tool namens dfu-util übernommen und dauert keine zehn Minuten. Nachdem keine Fehlermeldung ausgegeben wurde, startete ich den Freerunner und wenig später konnte ich mich am neuen Betriebssystem (om-2008.8/ASU) erfreuen.

Mittlerweile bin ich beim Qtopia gelandet. Diese Distribution, entwickelt von Trolltech und Anfang diesen Jahres an Nokia verkauft, ist zu empfehlen, wenn man den Freerunner als Alltagshandy nutzen will.

Mein Fazit: Brauchst du ein zuverlässiges Handy? Dann kauf dir eines vom Händler um die Ecke.
Bist du ein Geek, willig dich ein paar Monate mit einem nicht fertigen Softwarestack rum zuschlagen und Spass mit einem portablen Linuxtelefon/Computer/GPS haben willst, dann bestell dir den Freerunner. Damit unterstützt du das OpenMoko Projekt und hilfst, die Dinge zu verbessern. Möglicherweise werden dadurch eines Tages, Handys genau so frei sein wie das Computer heute schon sind.

2 Gedanken zu „Erste Erfahrung mit meinem Freerunner

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